Lesen und Schreiben lernen
Schreiben lernen
Die wissenschaftlichen "Stufenmodelle" (z.B. von Brüggelmann und Spitta) belegen, dass es besonders wichtig ist, dass die Kinder die Laut-Buchstaben-Beziehungen zunächst verinnerlichen, bevor sie Rechtschreibregeln erlernen können! Dies geschieht im 1. Schuljahr. Deshalb schreiben die Kinder in ihrem "Igelheft" nur lauttreue Wörter, das heißt, Wörter, in denen jeder Buchstaben zu hören ist (Oma, Sofa, Besen, Bluse). Das Buchstabenhören geschieht mit dem Anlautlineal.
Anm.: Die Igelhefte 1 und 2 wurden von unserer Kollegin Bettina Dahm entwickelt und werden mittlerweile mit großem Erfolg über einen Verlag an anderen Schulen vertrieben.
Mit dem Lehrwerk ZEBRA erarbeiten die Kinder gleichzeitig in ihrem individuellen Tempo die Buchstaben. Dazu gehört, dass jeder Buchstabe einzeln gehört, unter anderen Buchstaben identifiziert und auch bewegungsrichtig geschrieben wird. Das Detektivheft ergänzt das Buchstabentraining. Erst wenn die phonetische Phase abgeschlossen ist, werden erste Rechtschreibregeln erarbeitet. Dies geschieht in der Regel ab Ende des 1. Schuljahres.
Rechtschreibstrategien entwickeln
Seit dem Schuljahr 2012/13 arbeiten wir verstärkt nach der FRESCH-Methode. Die Leistungen der Kinder und auch standardisierte Tests (Uni Bonn, VERA 2014) zeigen, dass sich die Rechtschreibleistungen unserer Kinder deutlich gebessert haben.
Schon ab dem ersten Schuljahr wird mit dieser Methode gearbeitet. Kinder, die besondere Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens und Schreibens haben, werden in zusätzlichen Förderungen (in Abhängigkeit der personellen Ressourcen!) noch intensiver betreut. Wir haben festgestellt, dass viele Kinder nach einem halben Jahr die Förderung verlassen und ihre Leistungen stabiler werden.
Rechtschreibtraining mit der FRESCH-Methode
Unser Rechtschreibtraining basiert auf der FRESCH-Methode (FRESCH = Freiburger Rechtschreibschule); hiernach arbeiten wir im täglichen Unterricht und in Fördergruppen. Sie ist auch Bestandteil unserer Lehrwerke.
Im Mittelpunkt des Kurses steht das Erfassen der Sprachrhythmik eines Wortes. Durch das sogenannte "Sprechschwingen" und das synchrone "Sprechschreiben" werden die Bereiche Hand- und Mundmotorik sowie der Klang des Wortes und das Schriftbild miteinander vernetzt.
Die Fresch-Methode geht davon aus, dass 80% aller Wörter richtig geschrieben werden können, wenn das Kind beim Schreiben Wörter rhythmisch-melodisch mitspricht. Die restlichen Strategien ermöglichen es dem Kind, nochmals viele Wörter richtig zu schreiben:
Das Verlängern ergibt Hinweise auf die richtige Schreibweise am Wortende (Hund - Hunde, Wald - Wälder), | |
Beim Ableiten werden Hinweise in der Wortfamilie gesucht (Blätter - Blatt, Läufer - laufen), |
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Lediglich ein kleiner Anteil aller Wörter muss wirklich "gelernt" werden und wird besonders trainiert. |
Leseförderung
Im Vordergrund der Leseförderung steht der Aufbau und Erhalt der Lesemotivation und die gezielte Förderung durch ein individualisiertes Leseprogramm. Dabei hat das sinnentnehmende Lesen einen be- sonderen Stellenwert.
Pfeiler der Leseförderung sind:
- Lesehefte mit abgestuftem Schwierigkeitsgrad
- Lesefördergruppen
- feste Vorlesezeiten im Unterricht (z.B. ritualisiert beim Frühstück nach der großen Hofpause)
- regelmäßiger Besuch der Pfarrbücherei St. Lambertus (Jahrgang 1)
- Arbeit mit „Antolin“ (Schullizenz)
- Lesemonat März
- Projektthema „Bücher“ mit Leseabend
- gemeinsames Lesen von Lektüren
- regelmäßiges Lesen mit „Lesemüttern“ (soweit möglich)
- Autorenlesungen, die vom Förderverein finanziert werden
Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS )
Etwa 5-10% aller Kinder haben laut wissenschaftlicher Untersuchungen Probleme beim Erwerb der Schriftsprache. Jungen sind zwei- bis dreimal so häufig betroffen wie Mädchen. Kindern mit der sogenannten "LRS" (Lese-Rechtschreib-Schwäche) drohen erhebliche Nachteile, da in fast allen Fächern die Wissensvermittlung schriftsprachlich abläuft (Sachaufgaben, Arbeitsaufträge im Sachunterricht). Auch besteht die Gefahr, dass es zusätzlich zur LRS zu weiteren psychischen Begleitstörungen kommt. Ein geringes Selbstwertgefühl, Konzentrations- und Aufmerksamkeitsprobleme, Schulangst, Versagensangst usw. wurden häufig beobachtet.
Anzeichen einer LRS
Trotz jahrelanger Forschung gibt es keine konkrete wissenschaftlich bewiesene Theorie zur Ursache und Entstehung der LRS/Legasthenie. Fest steht, dass es sich um eine Störung "multifaktoriellen" Ursprungs handelt. Dabei spielen u.a. die Faktoren der genetischen Disposition, Probleme bei der visuellen und sprachlichen Informationsverarbeitung und die Beeinträchtigung des phonologischen Gedächtnisses eine Rolle.
Wir verfolgen an der WBS einen breit gefächerten Förderansatz. Dabei ist es uns wichtig, auch bei geringen Schwierigkeiten frühzeitig anzusetzen. Dabei arbeiten wir intensiv nach dem beschriebenen FRESCH-Training. Neben der Basisförderung im Unterricht werden Kinder in eine zusätzliche Lese-Rechtschreib-Förderung aufgenommen, die folgende sogenannte "LRS-Merkmale" in unterschiedlich starker Ausprägung aufweisen:
Beim Lesen:
- generell hohe Fehlerzahl beim Erlesen
- viele Selbstkorrekturen
- Synthese (Zusammenziehen der Buchstaben) gelingt nicht
- Lesegeschwindigkeit ist deutlich verlangsamt
- Wörter, Silben oder Buchstaben werden ausgelassen oder ersetzt
- Kind liest aus der „Erinnerung“
- Kind liest nur den Wortanfang und „errät“ den Rest
- Kind verliert Zeile beim Lesen
- gleiche Laute, Signalgruppen werden nicht wiedererkannt
- Kind liest ungern, weigert sich
- keine zufriedenstellende Sinnentnahme
Beim Schreiben/Rechtschreiben:
- generell hohe Fehlerzahl beim Schreiben aus der Erinnerung
- überdurchschnittlich viele Grammatik- oder Interpunktionsfehler
- häufig auch unterschiedliche Fehlschreibweisen innerhalb desselben Textes
- viele Abschreibfehler
- oft verkrampfte Schreibhaltung und niedrige Schreibgeschwindigkeit
- ähnlich klingende Laute können nur schlecht unterschieden werden
- nach intensivem Üben (und zeitweiligem Können) kehren Fehler zurück.
- Auslassen von Wörtern, Wortteilen oder Buchstaben
- Vertauschung von Wörtern
Wir haben auch einen Fragebogen für Eltern entwickelt, damit wir noch gezielter fördern können.
Literaturhinweis:
Bettina Rinderle: Fit trotz LRS. Übungen und Strategien für LRS-Kinder